Sicherheit im Alltag – Schockanrufe | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Sicherheit im Alltag – Schockanrufe

Im Rahmen des Digitalen Stammtisches der Stadtbücherei Hachenburg hielt Kriminalhauptkommissarin Carolin Blum vom Polizeipräsidium Koblenz am 23. Oktober 2025 im Vogtshof einen sehr gelungenen Vortrag zur Sicherheit im Alltag. Begleitet wurde sie vom Bezirksbeamten Murat Weber der Polizeiinspektion Hachenburg, sowie den ehrenamtlichen Sicherheitsberatern für Seniorinnen und Senioren der Verbandsgemeinde Hachenburg, Birgit Christ und Manfred von Schönfeldt, sowie Hans Ehrlich aus Bad Marienberg, die sich und ihre Tätigkeit im Ehrenamt vorstellten.

Thema des Vortrags waren zwar die unterschiedlichsten Betrugsmaschen, doch eine besonders perfide Methode des Trickbetrugs verschlug den gespannt Zuhörenden aufgrund der Dreistigkeit der Trickbetrüger fast die Sprache – der Schockanruf, eine drastische Weiterentwicklung des so genannten „Enkeltricks“, den viele kennen oder von ihm gehört haben. Dennoch sind immer wieder und besonders Senioren und Seniorinnen betroffen, die etwa noch im örtlichen Telefonbuch stehen, eventuell einen aus der Mode gekommenen Vornamen haben, sowie eine sehr kurze Festnetznummer. Das spricht – so die Hoffnung der Trickbetrüger – möglicherweise sogar für eine alleinstehende Person.

Das Telefon klingelt. „Rate mal, wer dran ist?“

Nach kurzem Überlegen werden Sie vielleicht zögernd einen Namen nennen – und siehe da, Sie haben es erraten! Der Uli, der sich schon so lange nicht mehr gemeldet hat – und sich jetzt in einer finanziellen Zwangslage befindet, aus der Sie ihm bitte, bitte heraushelfen sollen.

Der Fantasie der Anrufer bei der Ausschmückung ihrer Geschichten sind dabei kaum Grenzen gesetzt, und die hilfsbereiten Angerufenen machen das erforderliche Geld locker. Denn praktischerweise lagern sie oft erstaunlich hohe Bargeldbeträge im Haus, was sie, so die Polizistin, schleunigst ändern sollten. Und den Eintrag im Telefonbuch brauchen Sie auch nicht mehr - Familien-, Freundes- und Bekanntenkreise kennen Ihre Nummer!

Bei Anrufen aus dem Ausland – bei Mobiltelefonen steht sogar das Land, aus dem angerufen wird, in Klarschrift auf dem Display – gibt sie die dringende Empfehlung, gar nicht erst dranzugehen, wenn man niemanden im betreffenden Land kennt.

Gerade dieses „Nicht-Drangehen“ jedoch ist schwer, widerspricht unserer menschlichen Neugier und manchmal auch der Sorge, es könnte ja etwas passiert sein! Und genau das nutzen Betrüger bei ihrer miesesten Masche, dem Verkehrsunfalltrick, dem nicht nur Menschen der älteren Generation auf den Leim gehen:

Wenn das Telefon läutet, heben Sie ab, und hören nur Schluchzen, Weinen und Wimmern.

Ihre spontane, natürliche und verständliche Reaktion darauf ist: „Hallo? Uli, bist du das?“

Und jetzt beginnt der eigentliche Betrug, denn ein „Polizist“ übernimmt das Telefon am anderen Ende der Leitung und berichtet, Uli habe einen schweren Verkehrsunfall gehabt, er sei zwar unverletzt, doch er habe ein Kind überfahren. Tot. Uli drohe nun U-Haft und Gefängnis, doch man könne ihn durch die Zahlung einer Kaution davor bewahren, er dürfe dann vorläufig nach Hause.

Nicht selten, so Carolin Blum, handelt es sich bei diesem Betrug um Beträge im Bereich von 50.000 Euro, etwa zehnmal so viel wie mit dem „harmloseren“ Enkeltrick zu erwirtschaften ist. In Ihrem Schock fahren Betroffene augenblicklich zur Bank – und treffen dort hoffentlich auf einen geschulten Mitarbeitenden, der Sie nach dem Grund ihres hohen benötigten Geldbetrages fragt.

Der Tipp der Kriminologin: Reagieren Sie nicht unwirsch auf diese Frage, sondern seien Sie froh darüber, erzählen Sie, worum es geht – dabei wird Ihr Kopf die Regie wieder übernehmen und mit nachlassendem Schock werden Sie merken, dass diese Geschichte gewaltig zum Himmel stinkt! Und im Übrigen wird Ihnen niemand – keine Bank und keine Versicherung – den Verlust ersetzen, wenn Sie den Betrügern das Geld erst ausgehändigt haben.

KHK Carolin Blum gibt dem Publikum noch weitere gute Tipps an die Hand: Seien Sie grundsätzlich in zweifelhaften Situationen einen Hauch skeptischer und misstrauischer – auch wenn Sie normalerweise ein hilfsbereiter Mensch sind. Beenden Sie Gespräche, die Ihnen merkwürdig vorkommen, augenblicklich durch Auflegen!

Einen besonders cleveren Trick gibt sie dem Publikum zum Schluss noch mit auf den Weg: Notieren Sie sich auf einem Zettel einen weiblichen und einen männlichen Vornamen, den es in Ihrer Familie nicht gibt, und entlarven Sie die Trickbetrüger gleich mit Ihrer ersten Frage: „Hallo, bist du es Ruth/Rudi?“

Bei einem JA, ich bin’s, gibt es sowieso nur noch eines: Auflegen!!

Sie möchten mehr zum Thema erfahren?

Das können Sie in unserer VG zum Beispiel jeden ersten Donnerstag im Monat von 14:00 bis 16:00 Uhr im Büro der Freiwilligenagentur FEE Hachenburg, Schwanenpassage, Wilhelmstraße 4, 57627 Hachenburg.

Die ehrenamtlichen Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren der Verbandsgemeinde Hachenburg, Birgit Christ und Manfred von Schönfeldt, möchten neben ihren Vorträgen zu den Themen Internetbetrug, Online-Banking-Betrug, Gefahren am Telefon, Schockanrufe, Enkeltrick, Identitätsdiebstahl, falsche WhatsApp-Nachrichten, falsche Polizisten, falsche Bankmitarbeiter u.v.m. jetzt auch interessierte oder betroffene Seniorinnen und Senioren persönlich und individuell beraten. Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich per Mail an: seniorensicherheitsberatung@hachenburg-vg.de oder kommen Sie zu den o. g. Sprechzeiten in die Räumlichkeiten der FEE