Jüdische Schicksale im Fokus des Schulunterrichts | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Eine Exkursion der Wilhelm-Albrecht-Schule in Höhn nach Hachenburg

Jüdische Schicksale im Fokus des Schulunterrichts

Dass wesentliche Impulse zur Beschäftigung mit der Geschichte jüdischer Mitbürger nicht nur in Lehrplänen verankert sein können, sondern gelegentlich auch von Schülern ausgehen, belegt eindrucksvoll eine Exkursion der Wilhelm-Albrecht-Schule in Höhn, die Hachenburg zum Ziel hatte. Den Vorschlag von zwei Schülerinnen aufnehmend, begab sich Frau Andrea Esper, die im Rahmen des Ethikunterrichts das Schicksal jüdischer Mitbürger thematisiert, mit einer kleinen Gruppe interessierter Schüler nach Hachenburg. Ziel waren vornehmlich einige der dort verlegten Stolpersteine, die sich in zahlreichen Straßen der Stadt befinden und an das Schicksal jüdischer Bewohner in der Zeit des NS-Terrors erinnern.

In Begleitung des Stadtarchivars begannen die Teilnehmer ihre Spurensuche in der Hachenburger Judengasse, um sie dann auf weitere Teile der historischen Innenstadt auszuweiten. Dass die jüdischen Mitbürger vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in das gesellschaftliche Leben Hachenburg integriert waren, als Mitglieder in zahlreichen Vereinen und vereinzelt im Stadtrat präsent waren sowie ihre Wohn- und Geschäftshäuser das Stadtbild geprägt haben (u.a. das Kaufhaus Rosenau in der Wilhelmstraße) wurde im Rahmen eines kleinen Stadtrundgangs erfahrbar. Ein weiteres wichtiges Ziel war die seit 2014 durch eine Informationstafel als vormals kultisches Zentrum der jüdischen Gemeinde Hachenburg ausgewiesene ehemalige Synagoge am Alexanderring.

Zur Sprache kam u.a. der im Zuge der menschenverachtenden Rassegesetzgebung des NS-Regimes umgesetzte Ausschluss jüdischer Schüler vom Unterrichtsgeschehen und ihre damit verbundene Ausgrenzung. Eine weitere Frage tangierte die rasche Verbreitung der NS-Propaganda in den 1920er und 1930er Jahren sowie in diesem Zusammenhang die Rolle zeitgenössischer Medien (Flugblätter, Zeitungen, Aushänge an öffentlichen Orten [z.B. im Bereich des Alten Marktes zu Hachenburg] und Volksempfänger [Radio]). Resümierend bleibt festzuhalten, dass die Präsenz von Schülern an Orten jüdischen Lebens und ihre Begegnung mit Einzelschicksalen aus der NS-Zeit (Stolpersteine) für Gespräche und Fragen sensibilisiert, die dazu maßgeblich beitragen, auch in der Gegenwart rechtsgerichteten Parolen kein Gehör zu verschaffen. Insofern spiegelte die von Schülerinnen angeregte Exkursion nach Hachenburg vortrefflich die Ziele der weitgefächerten Aktion „Nie wieder ist jetzt“.

Stadtarchiv Hachenburg, Dr. Jens Friedhoff; Perlengasse 2; D-57627 Hachenburg; j.friedhoff@stadtarchiv-hachenburg.de