Gedenkfeier in Hachenburg erinnert an die Novemberpogrome | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Gedenkfeier in Hachenburg erinnert an die Novemberpogrome

Am 9. November 2025 lud Stadtbürgermeister Stefan Leukel zu einer bewegenden Gedenkfeier im Vogtshof ein, bei der zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Schülerinnen und Schüler gemeinsam an den Jahrestag der Novemberpogrome von 1938 erinnerten.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen zwei Impulsvorträge, die historische Hintergründe und aktuelle Bezüge eindrucksvoll beleuchteten. Dr. Jens Friedhoff, Stadtarchivar der Stadt Hachenburg, sprach zum Thema „Medien in der NS-Zeit – schleichende Verführung durch Worte und Bilder“. Anhand von Ausgaben der Westerwälder Volkszeitung zeigte er auf, wie vermeintlich harmlose Artikel gezielt dazu beitrugen, die Bevölkerung auf Ideologien einzustimmen. Dr. Friedhoff erinnerte daran, dass nicht nur die Reichspropaganda im Kino, sondern auch lokale und regionale Medien zur Manipulation und Gleichschaltung der Gesellschaft beitrugen. Die Parallelen zur heutigen digitalen Informationswelt und den Gefahren medialer Beeinflussung seien, so Friedhoff, „nicht zu übersehen“.

Im zweiten Vortrag berichtete Johannes Kempf über das Schicksal jüdischer Kinder, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus Hachenburg und der Region vertrieben wurden. Seine einfühlsamen Schilderungen machten deutlich, welche menschlichen Tragödien sich hinter den historischen Ereignissen verbergen.

Besonders eindrucksvoll war die Beteiligung zahlreicher Schülerinnen und Schüler, die das Gedenken aktiv mitgestalteten. Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse der Grundschule Altstadt berichteten über die Schicksale jüdischer Familien aus Hachenburg, während Zehntklässler der Realschule plus Hachenburger Löwe unter der Leitung von Frau Sperl die Ergebnisse ihres Projekts „MenschSein – Denken. Fühlen. Handeln.“ vorstellten. Die Anwesenden wurden eingeladen, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was Zivilcourage im eigenen Leben bedeutet.

Stadtbürgermeister Stefan Leukel erinnerte in seinem Beitrag daran, wie schnell Gleichgültigkeit zu Mitverantwortung werden kann. Der gezeigte Filmausschnitt „Hagenberg“ machte sichtbar, was geschieht, wenn Mitmenschen zu Opfern und Nachbarn zu Tätern werden – auch hier in Hachenburg. Die Worte „Schämt euch Hachenburger, schämt euch“ seien keine Schuldzuweisung, sondern eine Mahnung: Schämt euch, wenn ihr wegseht, wenn ihr schweigt, wenn ihr Hass, Hetze oder Antisemitismus duldet. Gedenken heißt Verantwortung übernehmen – jeden Tag.

Für die musikalische Umrahmung sorgte das Schulorchester der Realschule plus Hachenburger Löwe unter der Leitung von Herrn Köhler, das der Gedenkfeier einen feierlich-nachdenklichen Charakter verlieh. Zum Abschluss legten die Teilnehmenden gemeinsam ein Gesteck am Gedenkstein vor dem Vogtshof nieder – ein stilles Zeichen des Erinnerns und der Mahnung.

Die Gedenkfeier im Vogtshof war eine bewegende Veranstaltung, die nicht nur an die Opfer des NS-Terrors erinnerte, sondern auch zum Nachdenken über den Wert von Menschlichkeit und Zivilcourage in unserer heutigen Zeit anregte.