Finden sich auch außerhalb des historischen Stadtkerns von Hachenburg Spuren mittelalterlicher Geschichte? Eine Frage, die sich eindeutig mit einem „Ja“ beantworten lässt. Zu den Zeugnissen der bis ins Mittelalter zurückreichenden Geschichte Hachenburgs gehören die Altstädter Bartholomäuskirche und unweit der Ziegelhütte die Reste der Hachenburger Landwehr. Beeindruckende Wall-Graben-Anlagen am Horhauser Schlag markieren einen im Mittelalter wichtigen Zugang zum Stadtgebiet. Aus welcher Zeit stammen die Befestigungsanlagen? Welchen Zwecken dienten sie und wann wurden sie aufgegeben? Wie geht man heute mit den archäologisch geschützten Bodendenkmälern um? Wie lassen sich Denkmalpflege und forstliche Nutzung verbinden? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt einer am 21. April 2024 terminierten Veranstaltung, zu der der Stadtbürgermeister von Hachenburg, Stefan Leukel, sowie die Akteure des Projekts „touristische Erschließung der mittelalterlichen Landwehr“ ins Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg sowie zu einer anschließenden Exkursion zu den Objekten im Hachenburger Stadtwald eingeladen haben. Einer Begrüßung durch den Stadtbürgermeister und den Hausherrn des Museums, Herrn Dr. Moritz Jungbluth, folgte ein Vortrag des Stadtarchivars Dr. Jens Friedhoff zur Geschichte der um 1400 entstandenen Landwehr und zu ihrer Erschließung, einem gemeinsamen Projekt des städtischen Forstamts und des Stadtarchivs. An den ersten Teil schloss sich eine Exkursion zur Landwehr mit Erläuterungen von Thomas Schmidt und Felix Reusch zum Umgang mit den archäologischen Zeugnissen im Rahmen der Forstwirtschaft an. Den Abschluss der etwa viereinhalb Kilometer langen Wanderung bildete ein von Stadtverwaltung bereitgestellter kleiner Imbiss zur Stärkung der geschichts- und naturbegeisterten Exkursionsteilnehmer.
Das Resultat des im Januar 2022 gestarteten gemeinsamen Projekts von städtischem Forstamt und Stadtarchiv kann sich sehen lassen: Vier Informationstafeln am Horhäuser Schlag, am Dehlinger Weg, an der Kreuzung des Weges von der Ziegelhütte zur Langen Schneise sowie an der Langen Schneise. Thematisiert wurde nicht nur die Geschichte und Entwicklung der mittelalterlichen Landwehr sondern auch das Schicksal der wohl schon vor 1400 verlassenen Siedlung Horhausen, die ebenfalls zu den wenig bekannten Bodendenkmälern im Raum Hachenburg gehört. Visualisiert wurde der zur Stadt führende Verkehrsweg am Horhauser Schlag durch einen in den städtischen Farben gehaltenen Schlagbaum, ein Wachhäuschen sowie zwei Metallstelen, die spätmittelalterlichen Söldnern nachempfunden sind. Ergänzt wurden die Informationstafeln mit Texten zur Geschichte durch zwei Karikaturen von Rudi Grabowski, der sich mit spitzer Feder zwei historischen Ereignissen, des Schutzes der Stadt durch die Landwehr während der Mainzer Stiftsfehde Mitte des 15. Jahrhunderts sowie der Aufgabe des Dorfes Horhausen im Mittelalter zugewandt hat.
Punkten kann das Projekt auch in Sachen „Nachhaltigkeit“. Die Rahmen der Informationstafeln sowie Bänke wurden aus Holz heimischer Wälder gefertigt und die wesentlichen Informationen zur Landwehr und zur Siedlung Horhausen sind in einem reich illustrierten, zehnseitigen Flyer nachzulesen, der gratis bei der Stadtverwaltung und im Landschaftsmuseum Westerwald erhältlich ist. Graphisch orientiert sich die kleine Broschüre, deren Gestaltung und Druck in den Händen des Medienhauses Krüger (Hachenburg) lag, an den zahlreichen, bereits vorliegenden Heften der Reihe „Schriften des Stadtarchivs Hachenburg“. Zudem konnte das Team Forstamt (Thomas Schmidt; Jörg Alt, Felix Reusch) / Stadtarchiv (Jens Friedhoff) auf die touristische Infrastruktur des am Alten Markt zu Hachenburg und am Landschaftsmuseum Westerwald vorbeiführenden Löwenpfad 2 (roter Löwe) zurückgreifen. Der bequeme, gut markierte Wanderweg führt an der Landwehr vorbei und lädt Hachenburger wie auswärtige Besucher zur einer kleinen „Entdeckungstour ins Mittelalter“ ein.
Stadtarchiv Hachenburg, Dr. Jens Friedhoff; Perlengasse 2; D-57627 Hachenburg; j.friedhoff@stadtarchiv-hachenburg.de