Bordsteine, Treppenstufen oder ein leichtes Gefälle auf dem Gehweg stellen für die meisten von uns keine Herausforderung dar. Doch für Mitbürgerinnen und Mitbürger, die auf Gehhilfen oder Rollstühle angewiesen sind, können solche Hindernisse zu unüberwindbaren Barrieren werden. Dadurch werden Menschen mit Beeinträchtigungen nicht nur in ihrer Mobilität eingeschränkt, sondern können auch alltägliche Aktivitäten nur schwer oder eingeschränkt wahrnehmen.
Vor Kurzem begaben sich Stadtbürgermeister Stefan Leukel und Citymanagerin Timea Zimmer gemeinsam mit Harald Schwarz und Anke Dapprich, Bewohner der Wohnstätte Nisterpfad, auf einen Rundgang, um solche Barrieren in Hachenburg zu identifizieren. Sie wurden von Einrichtungsleiter Ralf Deelsma und dem Geschäftsführer der Gemeinnützigen Gesellschaft für Behindertenarbeit - GFB gGmbH, Mario Habrecht, begleitet. Unterstützung erhielten sie außerdem von Romaray Vogel, der Öffentlichkeitsbeauftragten der GFB, und Nora Bast, der neuen Quartiersmanagerin der Caritas.
Die Gruppe startete ihren Stadtspaziergang von der Wohnstätte Nisterpfad in Richtung Graf-Heinrich-Straße und Neumarkt, durch die Innenstadt zum Burggarten und über den Alexanderring zurück zur Wohnstätte. Dabei wiesen Harald Schwarz und Anke Dapprich auf zahlreiche Stellen hin, die entweder eine Gefahr darstellen oder nur mit Hilfe überwunden werden können. Um selbst die Herausforderungen nachvollziehen zu können, setzte sich Stadtbürgermeister Stefan Leukel selbst in einen manuellen Rollstuhl. „Erst durch den Selbstversuch wird deutlich, wie eingeschränkt man dann ist und wie selbst ein kleiner Bordstein zu einer unüberwindbaren Herausforderung wird“, betonte Stefan Leukel. Eine besonders knifflige Stelle befand sich auf dem Weg zum Burggarten, wo die beiden Bewohner auf den schmalen und abschüssigen Gehweg entlang des Kreuzungsbereichs Alexanderring, Leipziger Straße und Borngasse hinwiesen. Die aktuelle Situation macht ein sicheres Passieren für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer unmöglich. Um den Park zu besuchen, müssen die Bewohner einen langen Umweg über den Parkplatz am Burggarten in Kauf nehmen.
Auch in der Fußgängerzone machte Harald Schwarz auf Schwachstellen aufmerksam. Nahezu jedes Geschäft verfügt über eine kleine Stufe oder Treppen. Obwohl die Ladenbesitzer und Angestellten stets hilfsbereit sind, erschwert dies für ihn die Erledigung alltäglicher Einkäufe. Wenn er beispielsweise Dienstleistungen in der Innenstadt wahrnehmen möchte, muss er diese häufig vor dem Geschäft auf der Straße tun, was für ihn selbst oft unangenehm ist.
Ralf Deelsma möchte jedoch darauf aufmerksam machen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner durchaus mehr leisten können und auch wollen, als viele auf den ersten Blick vermuten. Assistenz anzubieten ist wichtig, aber nicht alle Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Beeinträchtigungen müssen gleichermaßen unterstützt werden. Vielmehr wollen sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein selbstbestimmtes Leben führen. Barrierefreiheit muss daher auch in den Köpfen der Menschen verankert sein, um einen aktiven Inklusionsgedanken zu verwirklichen.
Trotz der Herausforderungen besuchen die Bewohner der Wohnstätte Nisterpfad die Innenstadt gerne und freuen sich über die erkennbaren Potenziale. Seit dem Umbau des Burggartens beispielsweise ist dieser auch für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer gut zu passieren. Daher ist es wichtig, dass bei zukünftigen Projekten auch Inklusionsbeauftragte in die Planung einbezogen werden, um potenzielle Hindernisse von Anfang an zu berücksichtigen.
Am Ende des Rundgangs bedankte sich Stefan Leukel nicht nur für die gute Zusammenarbeit und den ausführlichen Einblick in die bestehenden Herausforderungen, sondern versprach auch, die angesprochenen Barrieren zeitnah anzugehen und Lösungen zu finden. Denn das Ziel ist es, Hachenburg für alle Menschen attraktiv zu gestalten.
Möchten Sie uns auf weitere Hindernisse und Barrieren hinweisen? Dann melden Sie sich gerne direkt bei der Stadtverwaltung: Telefon 02662/958340, E-Mail: stadtbuergermeister@hachenburg.de oder per WhatsApp: 0151/12925045.